Methodik

Säulen unseres Handelns:

Haltung

Grundlage unserer Arbeit ist eine achtsame und zugewandte Beziehungsgestaltung.

Das Verhalten eines Kindes/ des Jugendlichen ist aus heilpädagogischer Sicht immer eine Summe seines psychischen Aufgehobenseins und seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten sich auszudrücken, sich zu bewegen, etwas zu verarbeiten. Daher greift unsere Begleitung in alle Bereiche menschlicher Entwicklung (Motorik, Psyche, Sprache, Kognition, Sozialfähigkeiten) mit ein.

Lernen am Modell

Wesentliche Grundlage unseres Handelns ist unseres Handelns ist das Einbringen unseree Persönlichkeit.  Wie betreten wir die pädagogische Situation? Wir kommen entweder mit einer beobachtenden Geste: Wie geht es dem Kind? Wie geht es der Gesamtsituation des Kindergartens/ der Familie? Was braucht es? Gleichzeitig gehen wir mit einer Geste eigenständigen Handelns in die Situation. Wir machen ein eindeutiges Angebot. Die Kinder erleben uns als konkret Handelnde, sie können in unser Tun mit einsteigen oder auch nicht. Diese freie Geste des Tuns ist außerordentlich wichtig, da sie die eigene kindliche Geste anspricht: „Ich will mitmachen, ich will zur Ruhe kommen, ich will mich konzentrieren, will etwas erschaffen.“ Dies ist Grundlage seiner persönlichen Entwicklung. Bekomme ich das Kind dazu, sich durch meine Hilfe zu konzentrieren, ist es zunächst schön, aber keine nachhaltige Geste.

Sinnhaftigkeit

Wir bemühen uns, unser Angebot immer in einen sinnhaften, prozesshaften, alle Sinne des Kindes ansprechenden Kontext zu stellen. Das Angebot ist altersorientiert und nimmt das Kind als Individuum mit seiner ganz eigenen Ausdrucksweise wahr. Es muss für das Kind/ den Jugendlichen Sinn machen, was es tut. Stolz kann es ein selbstgefertigtes Produkt mit nach Hause nehmen, es mit anderen teilen.

Förderansatz / Methoden

1. Sinneserfahrung führt zu Selbsterfahrung – Wo bin ich eigentlich?

  • Unsere Methoden hierfür sind alle basale Kommunikationsformen, die sinnlich – also über all unsere Sinne – aufgenommen werden.
  • Da sein, sich in und sich spüren, in sich ankommen ist nicht selbstverständlich. Oft begegnen wir Kindern mit erheblichem Nachreifungsbedarf. Da ist es nicht gegeben, etwas zu fordern oder zu wünschen. Da braucht es Hülle, einen Ort, an dem es ankommen kann. Im trubeligen Alltag ist dies nicht immer gegeben. Hier geht es um Körperspüren und Methoden der sensorischen Integration:
  • Fußbäder, warme Kirschkernsäcke zum Reinschlüpfen, Sich Verstecken, Einhüllen, eine Atmosphäre der Innerlichkeit herstellen, auch mit anderen Kindern, den Trubel vergessen-einfach ankommen.

2. Heilpädagogische Spieltherapie

  • „Es gibt nichts Wunderbareres und Unbegreiflicheres und nichts, was uns fremder wird und gründlicher verloren geht, als die Seele des spielenden Kindes.“ (Hermann Hesse)
  • Das Spiel ist der Weg des Kindes, sich und die Welt kennenzulernen. Es ist ein Urinstinkt kindlichen Seins.
  • Es kann sein, dass etwas Störendes im Leben des Kindes geschieht und die Spielkompetenzen leiden. Dann können wir das Spiel anbahnen. Den Spielraum, den wir schaffen, ist der Entfaltungsraum für das Kind, um seine Persönlichkeit zu entwickeln.
  • Die Spieltherapie und die trauma-bezogene Spieltherapie gibt Kindern die Möglichkeit zur Identitätsentwicklung, zur förderlichen Selbstveränderung, indem sie hier fremde und vertraute Gefühle, Erfahrungen und Erlebnisse gefahrlos erforschen und ausprobieren können. Zurückgewiesene und nicht akzeptierte Aspekte der Persönlichkeit können hier thematisiert und spielerisch integriert werden. Das Kind kann sich dann mit seinen neu gewonnenen Stärken und Fähigkeiten auch außerhalb der geschützten Situation neu ausprobieren. Die im Rollenspiel dargestellte Person, der Räuber, der Teufel oder die Prinzessin darf lügen, stehlen, brüllen, schlagen, weinen, hilflos oder mächtig sein.

3. Kommunikation und Sprache – Ich kann mit euch sein:

  • Spielen ernährt den kindlichen Seelenraum. Gesten sind kommunikativ. Um in einen erweiterten Kontakt mit anderen Kindern zu kommen, braucht das Kind die Sprache. Durch rhythmisch-musikalische Übungen wie Fingerspielen, Reigen, Bewegungsspielen, Singen oder gemeinsames Musizieren regen wir die Sprachentwicklung an. Die Verbindung von Finger, Geste, Gesang hat schon manch schlummerndes Sprachvermögen hervorgelockt.

4. Grob- und Feinmotorik – Ich spüre mich und gehe auf euch zu:

  • Bewegung ist Ausdruck. Ein „Zehenspitzenläufer“ nimmt sich und die Welt anders wahr als ein „Schlurfer“. Somit ist für uns die Bewegung und die Haltung aufschlussreich. Wir unterstützen durch unser Bewegungsangebot das Kind darin, sich und seine Mitwelt zu spüren, sich anders in den Raum zu stellen. Die Feinmotorik ist ein wesentlicher Ausdruck der Präsenz. In der Stifthaltung zeigt sich: Ich greife zu, ich bin da und möchte mich ausdrücken. Wieder steht hier die Sinnhaftigkeit im Vordergrund: Das Kind soll Spaß haben, etwas herzustellen, was es z.B. später gebrauchen kann. Übungen jeder Art zur Grob- und Feinmotorik sollen immer der kindlichen Spiel – und Ausdrucksfreude entsprechen.

5. Kognition – Ich verstehe, was geschieht:

  • Das Kind möchte verstehen, was es erlebt und es mit bereits Gelerntem verknüpfen. Meist sind Kinder durch das Alltagsgeschehen überfordert. Sie können nicht mehr agieren, sondern reagieren nur noch auf alles, meist mit Überreiztheit, Überforderung.
  • Eine Möglichkeit für Kinder etwas besser zu verarbeiten ist die Wiederholung und das Erleben von Ritualen, die das Kind schon in Vorfreude erwartet. Es ist vorbereitet. Es verarbeitet. Eine eigene Gedankenwelt im Kind kann entstehen. Es bildet Fragen zu dem, was es erlebt. Dies ist die wichtigste Voraussetzung zur Eigenmotivation. Gerne benutzen wir z. B. kleine überschaubare Puppenspiele aller Art (Steh-, Finger- Handpuppen, Marionetten, Schattenspiele). Den Kindern wird eine Geschichte erzählt, gerne in Reimform und Dialogen, sie spielen mit, variieren, improvisieren und entwickeln eigene kleine Geschichten. Hier werden die Verarbeitungs- und Kognitionsprozesse sehr anschaulich deutlich.

6. Regeln/Gesetze – Ich will ein Teil dieser Welt sein:

  • Das Neugeborene ist zunächst in jeder Hinsicht ein kleines Chaoswesen. Es weiß nichts von Tag und Nacht, muss sich mühsam in seinem Körper und dessen „gesetzmäßigen“ Bedürfnissen zurechtfinden. Dabei braucht es Halt und Orientierung. Es braucht gewohnte Abläufe, und erlebt dadurch Sicherheit und Verlässlichkeit. Manche Kinder nehmen Regeln, Gesetzmäßigkeiten dankbar an und orientieren sich an ihnen. Andere dagegen haben eine regelrechte Abwehr gegen jede Art von Orientierungshilfe. Wichtig ist hier, dass wir uns immer nach dem Grund dieser „Abwehr“ fragen. Dies ist ein entscheidendes Thema unserer heutigen Zeit. Genauso ist es ein heutiges Thema, alle Regeln zu hinterfragen und wir sind als Erziehende gefragt, uns hier gut zu reflektieren.
  • Wir sind überzeugt, dass Regeln Kindern einen wichtigen Halt geben. Je objektiver und emotionsfreier diese aufgestellt werden, je gewohnheitsmäßiger sie sich in den Alltag einfügen, desto einfacher ist es für Kinder, sie anzunehmen. Hören wir Kindern aufrichtig zu, können sie in die Mitgestaltung von Regeln einbezogen werden. Ich muss als Erwachsener wissen, was ich zur Partizipation „freigebe“. Sich und den Anderen ernst nehmen, Respekt, Empathie für sich selbst und den anderen, Grenzen einhalten, wollen wir vermitteln. Das kleine Brettspiel /Regelspiel ist das Erprobungsfeld aller sozialer Gesetze von Ich und Du. Hier entsteht Konkurrenz, Neid, Ungeduld, Schadenfreude, Frustration, aber auch Sich Miteinander Freuen.
  • Ein Kind/Jugendlicher hat eine Idee; will etwas bauen:
    • Als erstes stellt das Kind sich etwas vor: So soll es werden! Dann überlegt es sich. Was brauche ich dazu? Und macht sich Gedanken: „Wie realisiere ich das?“ – und über die Realisierung des Erdachten („Oweh! Wie mache ich das?“) probt sich das Kind mit dem Realen – mit den Gesetzen der Materie (Schwerkraft, Dichte, Maß und Gewicht). Hier gibt das Ding die Regeln vor: Das Holz muss zersägt werden, wenn daraus ein Schiff werden soll. Oft ist dies für Kinder, die es schwer mit Regeln haben, leichter, ihre Wut an dem Holz auszulassen und dort den Kampf einzugehen, um am Ende doch stolz auf das entstandene Schiffchen zu sein.
    • An unseren Grenzen, an Regeln und Gesetzen erproben wir Motivation, Toleranz, Überwinden von Unlust, Konzentration und Ausdauer.
    • Wer Grenzen gesetzt bekommt, spürt sich, wer sie überschreitet, spürt unsere Reaktion, entdeckt aber auch Neues, noch nicht Erprobtes, evtl. Scheitern, Misserfolg oder auch eine neue Ebene unserer Beziehung.
  • Vorschulförderung
    • Die Situation eines Kindes in der Zeit vor der Einschulung ist eine Besondere. Sie ist geprägt von innerer Unruhe, Verweigerung, Gelangweilt Sein-allgemein gesprochen im Umbruch. Diese Zeit braucht eine sehr klare aber liebevolle Begleitung. Spätestens jetzt kommen geforderte Fähigkeiten wie Konzentration, Aufmerksamkeit, Regel einhalten, Frustrationstoleranz, Ausdauer ins Gespräch und das Kind spürt deutlicher den Vergleich, die Enttäuschung, sein Versagen, seine Grenzen. Es sind Fähigkeiten, die wichtig sind, die sich aber schwer erzwingen lassen und die aus dem Kind selbst entschieden selbstwirksam Stabilität bringen. Auch hier benutzen wir wieder die Kindergruppe. In einer Gruppe gibt es immer Kinder, die problemlos eifrig sich hohe Ziele stecken. Hier wirkt das oben erwähnte Vorbildprinzip: Kinder sind sich die besten Lehrmeister. Oft braucht aber in dieser Verunsicherung das Kind die geschützte Einzelsituation um den Schritt in die Schulfähigkeit zu machen.
  • Naturorientierte Förderung
    • Draußen sein, in der Erde, in Matsch und Nässe, Höhlen bauen, auf Bäume klettern ist elementares Sinneserleben. Hier schreibt der Gegenstand, die Umgebung selbst die Regeln vor. Dies ist gerade bei Kindern, die alles nur personen-/therapeutenbezogen erlernen, ein wunderbares Medium, um zu eigenständigem Lernen zu kommen. Ich friere, nächstes Mal ziehe ich mich wärmer an, ich verletze mich, nächstes Mal passe ich besser auf.